Invasive Neophyten

© Caroline Winklmair, Drüsiges Springkraut.
Pflanzen
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Invasive Neophyten

Was sind invasive Neophyten? Was kann ich tun?

Neophyten („Neu-Pflanzen“) sind gebietsfremde Pflanzenarten, die nach der Entdeckung Amerikas (1492) durch den Menschen in ein neues Gebiet eingeführt wurden. Dies geschah entweder absichtlich (z.B. Nutz-, Heil-, Forst- oder Zierpflanzen) oder unabsichtlich (z.B. Samen im Vogelfutter).

Neophyten werden oft als „zu Bekämpfendes“ dargestellt. Der Begriff „Neophyt“ ist im Grunde jedoch ein völlig wertfreier. Neben den emotionalen Diskussionen über die negativen Auswirkungen wird oft vergessen, dass hoch geschätzte Arten wie Kartoffel oder Rosskastanie hierzulande ebenfalls zu den Neophyten gehören.

Eine Faustregel (Tens Rule) besagt, dass von 1.000 eingeführten Arten ca. 100 verwildern und von diesen wiederum nur 10 sich dauerhaft etablieren. Von den 10 etablierten Arten wird nur 1 Art zum „Problem-Neophyt“ mit negativen Auswirkungen. Um problematische Neophyten von unproblematischen abzugrenzen, werden erstere als „invasiv“ bezeichnet. Ihre „Erfolgsstrategien“: • effiziente Vermehrung • rasches Wachstum • starke Konkurrenzkraft.

In Nordtirol finden wir ca. 2.300 Pflanzenarten, wovon ca. 500 zu den Neophyten zählen. Von diesen 500 Arten sind 15 als invasiv anzusehen. Sie können ökologische, wirtschaftliche und/oder gesundheitliche Schäden und somit hohe Kosten verursachen.

Die Kosten, welche invasive gebietsfremde Arten (IAS) verursachen, werden in Europa auf mind. 12,5 Mrd. EUR pro Jahr geschätzt!*

Problematik

Die negativen Auswirkungen sind je nach Neophyten-Art unterschiedlich und können nicht verallgemeinert werden. Invasive Neophyten sind generell eine Gefahr für Gesundheit, Wirtschaft und/oder Natur!

Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera):

  • Schwache bzw. fehlende Durchwurzelung (Absterben der Pflanze im Herbst) » Bodenerosion
  • Abdeckung des Bodens durch abgestorbene Pflanzen » Erschwerte Keimung einheimischer Pflanzen
  • Flächenhafte Verbreitung (Dominanzbestände) » Verarmung der Begleitvegetation durch Lichtentzug
  • Hohe Nektarproduktion » Verminderte Bestäubung einheimischer Pflanzen

Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum):

  • Pflanzensaft mit gesundheitsschädigenden Inhaltsstoffen » Verbrennungsähnliche Schäden der Haut bei Kontakt und in Verbindung mit Sonnenlicht
  • Flächenhafte Verbreitung (Dominanzbestände) » Verdrängung einheimischer Pflanzen und der daran angepassten einheimischen Tiere
  • Absterben der oberirdischen Pflanzenteile im Herbst » Erosion auf den „offenen“ (vegetationsfreien) Böden

Kanadische Goldrute (Solidago canadensis), Späte Goldrute (S. gigantea):

  • Effektives Spross-Wachstum (Dominanzbestände) » Abnahme der heimischen Artenvielfalt
  • Abgabe von Stoffen an den Boden » Unterdrückung einheimischer Arten
  • Geringer Nährwert von Pollen und Nektar » Gefährdung besonders von Wildbienen
  • Oberflächennahes und flachgründiges Rhizom-Geflecht » Bodenerosion

Japanischer Staudenknöterich (Fallopia japonica), Sachalin-Staudenknöterich (F. sachalinensis), Bastard-Staudenknöterich (F. x bohemica):

  • Starkes Lägen- und Dickenwachstum des Rhizoms (Sprengwirkung) » Schäden an Gebäuden, Mauern, Straßen usw.
  • Große Brüchigkeit des Rhizoms » An Fließgewässern: Erosion an Uferbereichen
  • Flächenhafte Verbreitung (Dominanzbestände) » Veränderung von Lebensräumen
  • Absterben der oberirdischen Pflanzenteile im Herbst » Erosion auf den „offenen“ (vegetationsfreien) Böden

Was kann ich tun?

Intakte Natur bedeutet Lebensqualität. Leisten wir gemeinsam einen Beitrag zum Erhalt unserer heimischen Vielfalt und unserer Gesundheit!

  • Sag deinen Bekannten Bescheid!
  • Pflanze keine invasiven Neophyten in deinem Garten an!
  • Ersetze invasive Neophyten in deinem Garten durch einheimische Pflanzen!
  • Entferne invasive Neophyten auf deinem Grund und Boden!
    • Wehret den Anfängen“ – reagiere möglichst frühzeitig, denn mit verstreichender Zeit nehmen die negativen Auswirkungen sowie die Schwierigkeiten der Bekämpfung zu!
    • Geeignete Maßnahme: Wähle die Methode abhängig von der Pflanzenart, dem Entwicklungsstadium der Pflanze sowie der Fläche und Dichte des Bestands – denke dabei auch an den Schutz von Amphibien, Reptilien, Vögeln (Bodenbrüter) und Kleinsäugern!
    • Richtiger Zeitpunkt bzw. -raum: Verhindere eine Samenbildung!
    • Kontinuierliche Erfolgskontrollen und ggf. Nachbehandlungen über mehrere Jahre – Samen-„Vorrat“ im Boden usw.
    • Evtl. nachfolgende Pflege des Standorts (z.B. Einsaat von standortgerechter Saatgutmischung, Anpflanzung von standortgerechten Gehölzen)
  • Vermeide eine Ausbreitung von invasiven Neophyten, denn „Vorsorge ist besser als Nachsorge“!
    • Beachte: Erdreich, Saatgut, Vogelfutter usw. können Samen und/oder Rhizom-Bruchstücke enthalten!
    • Entsorge deine Gartenabfälle ordnungsgemäß und nicht in der freien Landschaft!
  • Melde Standorte invasiver Neophyten (möglichst detailliert und mit Foto)!
  • Wende dich bei Fragen an den Fachmann!

* Institute for European Environmental Policy, Technical support to EU strategy on invasive alien species (IAS). August 2009.

Kontakte:

Naturpark Tiroler Lech
Klimm 2, A-6644 Elmen
Tel.: +43 676 9780136 oder +43 664 4168466
E-Mail: info@naturpark-tiroler-lech.at 

Neophyten-Kompetenzzentrum Tirol
Mag. Dr. Konrad Pagitz
Universität Innsbruck, Institut für Botanik
Sternwartestraße 15, A-6020 Innsbruck
Tel.: +43 512 507 51059
E-Mail: neophyten@uibk.ac.at

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© Caroline-Winklmair. Kanadische Goldrute (gelb), Japanischer Staudenknöterich, Riesen-Bärenklau, Drüsiges Springkraut.

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